Schlüssel zum Verständnis des Lebens #2 : links, oben, unten, rechts

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Im ersten Kapitel wurde Meditation als das ‘in die Mitte (medi) bringen’ erklärt – den Zentralpunkt eines Kreuzes um alle Perspektiven zu sehen.

Was sind also die horizontalen und vertikalen Richtungen?

2a.) Das Prinzip von nach oben und unten strebenden Bewegungen

In der Tabula Smaragdina, hat Hermes Trismegistus (der eine Kombination des griechischen Gottes Hermes und des alten ägyptischen Gottes Thoth ist), gesagt:

1. Wahr, wahr, kein Zweifel darin, sicher, zuverlässig!
2. Siehe, das Oberste kommt vom Untersten, und das Unterste vom Obersten; ein Werk der Wunder von einem Einzigen.
3. Wie die Dinge alle von diesem Grundstoff durch ein einziges Verfahren entstanden sind.
4. Sein Vater ist die Sonne,
seine Mutter der Mond;
der Wind hat ihn in seinem Bauch getragen,
die Erde hat ihn ernährt.
5. Er ist der Vater der Zauberwerke, der Behüter der Wunder, vollkommen an Kräften; der Beleber der Lichter.
6. Ein Feuer, das zu Erde wird.
7. Nimm hinweg die Erde von dem Feuer, das Feine von dem Groben, mit Vorsicht und Kunst.
8. Und in ihm ist die Kraft des Obersten und des Untersten. So wirst du zum Herrscher über das Oberste und das Unterste.
Weil mit dir ist das Licht der Lichter, darum flieht vor dir die Finsternis.
9. Mit der Kraft der Kräfte wirst du jegliches feine Ding bewältigen, wirst du in jegliches grobe Ding eindringen.
10. Gemäß der Entstehung der großen Welt entsteht die kleine Welt, und das ist mein Ruhm.
11. Das ist die Entstehung der kleinen Welt, und danach verfahren die Gelehrten.
12. Darum bin ich Hermes der Dreifache genannt worden.

Diese Weisheiten werden oft in der Alchemie  oder im Okkultismus verwendet (der nicht so dunkel ist, wie es scheint, sondern schlichtweg “verborgen” bedeutet). Alchemie beschäftigt sich mehr mit inneren Transformationen, als mit äußeren, weswegen dieser kryptische Txt die Funktion von “Qi” (der Lebenskraft in Chinesischer Medizin), bzw. “Prana” (der Lebenskraft indischer Ayurveda) beschreibt.

In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) wird die vertikale Beziehung des oberen, mittleren, und unteren Körpers die 3 Dantians genannt.
Das kann in manchen chinesischen Bildern gesehen werden, wo unten ein Schlamm ist, in der Mitte ein Ochse, der seinen Weg aufwärts arbeitet, und oben einer Perle der Erleuchtung.

Die Energie wird intern durch “Trennung des Feinen von dem Groben” gereinigt. Das genau ist was die Därme tun indem sie das nützliche Essen vom unnützen Stuhlgang reinigen.

Die Fähigkeit klare und wertvolle Gedanken von unnützen Informationen zu trennen, ohne das intellektuell begründen zu müssen, heist Intuition, also die Fähigkeit, sich selbst eine Lehre (englisch “tuition“) zu geben. Diese Fähigkeit heisst im Indischen Viveka – die Fähigkeit zu diskriminieren – eine Terminologie, die im Westen leider meist negativ belegt ist. Und weil diese Fähigkeit im Bauch angesiedelt ist, nennt man das “Bauchgefühl”.

Der Grund, warum Frauen mit einem besseren Grundverständnis für Intuition geboren sind, ist, weil das Herz in dem aus spiritueller Sichtweise unsere Gedanken hausen, ein Gefäß voller Blut ist,
und das einzige Körperteil unter dem Zwerchfell
(also unter dem Wasserspiegel, über dem der Intellekt, und unter dem die Intuition gefunden werden kann),
der auch ein Beutel voller Blut ist, der Uterus ist.
Daher konnte früher beobachtet werden, dass Frauen die einer Hysterektomie unterzogen wurden, bisweilen hysterisch werden konnten.

Später im Leben entfaltet sich die Intuition mehr dadurch, wie viel sie beleuchtet wurde, bzw. wie weit sie durch den Intellekt unterdrückt wurde. Daher nivelliert sich der Unterschied der Geschlechter auf Dauer.

Daher muss man in Sodarshan Chakra Kriya den Atem (und damit die Gedanken) anhalten, und den Bauch pumpen, während man sich auf ein höheres Selbst einschwingt, indem man schweigend das Mantra for Gott, “Waheguru” rezitiert.
Da sich Denken für mich ähnlich wie Hören manifestiert, war ich einmal in 26 Jahren damit gesegnet, das Mantra nicht mit meinem Hirn, sondern aus dem Bauch raus zu hören.

2b.) Die links-rechts-mitte Beziehung

Wenn immer wir die horizontale Beziehung sehen, dann bedeutet das Interaktion mit der Welt (im Gegensatz zur vertikalen Beziehung zum Höheren Selbst).
Das resultiert dann meist in starker Gewichtung auf Ethik, wie sie in eeiner der ältesten Religionen der Welt, dem Zoroastrismus hochgehalten wird, was man an den Schwingen dessen Hauptsymbols, dem Fahavar gesehen werden kann.

Diese Schwingen sind wahrscheinlich bekannter aus dem alten Ägypten, und Wissen davon ist im Okkultismus, Rosenkreuzertum, Magie und der alten Kabbalah zu finden.
In der jüdischen Kabbalah gibt es drei vertikale Säulen:
Links, das Urteil, in der Mitte die neutrale Klarheit , und rechts die Gnade.
Klarheit ist das höchste geistige Gut, die Welt so zu sehen, wie sie ist.

Überraschenderweise ist die Verurteilung auf der weiblichen Seite, und Gnade auf der männlichen, was mehr Sinn macht, wenn man über Yin & Yang Qualitäten kontempliert, denn Yin ist absteigend und somit “zerstörend”, und Yang aufsteigend und erhebend.
Daher sollten diese Prinzipien möglichst vom Geschlechtsdenken ausgeklinkt werden.

Auf dieser englischen Seite wird Chhinnamasta, die Göttin der spirituellen Selbst-Realisation und das Erwachens der spirituellen Kundalini-Energie durch Nadis (Energie-kanäle indischer Medizin) beschrieben:

Die drei Blustströme könne durch das Nadi-System in unserem Körper verstanden werden. Diese 3 Ströme sind Naadis: die seitlichen sind Ida und Pinglaa (links und rechte) Naddis; das mittlere ist das Sushumnaa Naadi.
Kopf ist Hirn und Hirnrinde – der Sitz der Wünsche. Susumnaa Naadi steigt durch das Hirn, welches Nahrung vom Zentralen Blutstrom erhält. Geist (die Kundalini-Göttin) steigt durch den Gaumen hoch and den Höhepunkt des Kopfes.; ‘geköpft sein’ bedeutet einen abgeschnittenen Geist zu haben.
Amanska, ein Stadium des Mangels mentaler Funktionen, die zu höherem Bewusstsein führen, dessen Ziel die Parasiva (höhere Realität) ist.
Die Naadis brechen durch den grantha(-knoten) in den Chakrasund erheben sich vom Kopf, dem Sitz des menschlichen Bewusstseins.
Chinmastaa represäntiert Susumnaa Nadi, Varni, die Pingalaa Naadi, und Daakini, das Idaa Naadi.

Auf ähnliche Art gibt es in der chinesischen Medizin eine links-rechts-Beziehung in der Puls-Diagnose, wo die linke Seite die Blut-Seite reflektiert, während die rechte die (Ener)qi Seite ist.
(Interessanterweise ist die Blut-Seite kühlend, während die Qi-Seite wärmend ist.)

In einem alchemistischen Text, der Marsilio Ficino zugeschrieben wird, werden drei Sonnen beschrieben: Eine schwarze, weisse, und rote, die den drei alchemistischen Farb-Stufen zugeschrieben wird.

Außerdem wird in Kapitel 14 der Bhagavad Gita diese drei Aspekte als Gunas gesehen: Der dunkle (schwarze) Aspekt gehört zu Tamas (Unwissenheit), der hitzige (rote) Aspekt zu Rajas (Leidenschaft), und der pure (weisse) ist Sattva (Reinheit).

14. Die drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur.
[…]
14.5 Die materielle Natur besteht aus den drei Erscheinungsweisen Reinheit, Leidenschaft und Unwissenheit. Wenn das Lebewesen mit der Natur in Berührung kommt, wird es von diesen drei Erscheinungsweisen bedingt. 
14.6 O Sündloser, weil die Erscheinungsweise der Reinheit reiner ist als die anderen Erscheinungsweisen, erleuchtet sie und befreit den Menschen von allen sündhaften Reaktionen. Wer sich in dieser Erscheinungsweise befindet, entwickelt Wissen, wird jedoch von der Vorstellung gebunden, glücklich zu sein. 
14.7 O Sohn Kuntis, die Erscheinungsweise der Leidenschaft wird aus unbegrenzten Wünschen und Verlangen geboren, und deshalb wird man an materielle und fruchtbringende Aktivitäten gebunden. 
14.8 O Nachkomme Bharatas, die Erscheinungsweise der Unwissenheit verursacht die Täuschung aller Lebewesen. Die Folgen dieser Erscheinungsweise sind Verrücktheit, Trägheit und Schlaf, die die bedingte Seele bindet. 
14.9 In der Erscheinungsweise der Reinheit wird man von Glück bedingt, in Leidenschaft von den Früchten der Handlung und in Unwissenheit von Verrücktheit.
14.10 O Nachkomme Bharatas, manchmal gewinnt die Erscheinungsweise der Leidenschaft die Oberhand und besiegt die Erscheinungsweise der Reinheit; manchmal besiegt die Erscheinungsweise der Reinheit Leidenschaft, und ein anderes Mal besiegt die Erscheinungsweise der Unwissenheit Reinheit und Leidenschaft. Auf diese Weise findet ein ständiger Kampf um Vorherrschaft statt.
14.11 Die Symptome der Erscheinungsweise der Reinheit können erfahren werden, wenn alle Tore des Körpers mit Wissen erleuchtet sind. 
14.12 O Oberhaupt der Bharatas, wenn die Erscheinungsweise der Leidenschaft zunimmt, entwickeln sich die Symptome von Begierde, großer Anhaftung, unkontrollierbarer Verlangen und großer Anstrengung
14.13 O Nachkomme Kurus, wenn die Erscheinungsweise der Unwissenheit zunimmt, werden Verrücktheit, Illusion, Untätigkeit und Dunkelheit manifestiert.
14.14 Wer in der Erscheinungsweise der Reinheit stirbt, erreicht die reinen, höheren Planeten.
14.15 Wer in der Erscheinungsweise der Leidenschaft stirbt, wird unter denen geboren, die fruchtbringenden Aktivitäten nachgehen, und wer in der Erscheinungsweise der Unwissenheit stirbt, wird im Reich der Tiere geboren.
14.16 Wer in der Erscheinungsweise der Reinheit handelt, wird gereinigt. Arbeiten, die in der Erscheinungsweise der Leidenschaft verrichtet werden, enden in Leid,
und Handlungen, die in der Erscheinungsweise der Unwissenheit ausgeführt werden, enden in Dummheit.
14.17 Aus der Erscheinungsweise der Reinheit entwickelt sich wahres Wissen; aus der Erscheinungsweise der Leidenschaft entwickelt sich Leid, und aus der Erscheinungsweise der Unwissenheit entwickelt sich Dummheit, Verrücktheit und Illusion.
14.18 Menschen, die sich in der Erscheinungsweise der Reinheit befinden, gehen zu den höheren Planeten; diejenigen, die sich in Leidenschaft befinden, bleiben auf den irdischen Planeten, und diejenigen, die sich in der Erscheinungsweise der Unwissenheit befinden, fallen in die höllischen Welten hinab.
[…]
14.22-25 Der Höchste Herr sagte: Wer Erleuchtung, Anhaftung und Täuschung nicht haßt, wenn sie vorhanden sind, noch nach ihnen Verlangt, wenn sie verschwinden; wer von nichts berührt wird, da er sich jenseits der Reaktionen der Erscheinungsweisen der materiellen Natur befindet, wer unerschütterlich bleibt, weil er weiß, daß allein die Erscheinungsweisen aktiv sind; wer Freude und Schmerz mit Gleichmut betrachtet und einen Erdklumpen, ein Stein und ein Goldstück mit gleichen Augen sieht; wer weise ist und Ruhm und Schmach als gleich ansieht; wer in Ehre und Unehre unverändert bleibt und Freund und Feind gleich behandelt, und wer alle fruchtbringenden Unternehmungen aufgegeben hat – von solch einem Menschen sagt man, er habe die Erscheinungsweisender Natur transzendiert. 

Diese drei Farb-Aspekte schwarz-weiss-rot kennt man von altdeutschen Flaggen, vom Dornröschen der Gebrüder Grimm, als sie sich am offenen Fenster an der Spindel den Finger sticht und das Blut auf den frisch gefallenen Schnee tropfen sieht und sagt: “Rot wie Blut, weiss wie Schnee, und schwarz wie Ebenholz!”
Dieser Konflikt zwischen dem Rajas: “man muss doch” und dem Tamas “man darf nicht” ist also urdeutsch.
Bei der schwarz-weiss-roten Flagge stimmte noch der Bezug zu den 3 Gunas (Aspekten) zur Anordnung der 3 Nadis (Kanälen), und an der neudeutschen Flagge, wie am heutigen kalten Bauhaus-stil (im Gegensatz zu arabischen Türrahmen mit zwiebelartiger Aussparung für die Aura z.Bsp.) kann man den Verfall der Spiritualität beobachten.

Das Konzept vom dualistisch versklavten Satan ist auch in roten und schwarzen Farben dargestellt, während die Farbe der Engel weiss ist – die Farbe der Weisheit. (Die Hochachtung vor Weis im Mittelalter hat auch fälschlicherweise dazu geführt, dass weise Menschen mehr wert wären – dabei war es zunächst einfach die Farbe derer, die nicht ständig draußen arbeiten mussten, also besonders der Hofdamen (‘my fair lady’).

Das satanische Prinzip, was Abergläubische einer sprichwörtlichen Person zu-deuten ist im Grunde eine Darstellung des tragischen inneren Kampfes zwischen unserer cholerisch-feurigen roten und der dumm-faulen schwarzen Seite, so wie es feurige Drogen, wie Kokain oder harten Alkoholika tun, die einem zunächst ein Gefühl von Stärke und Entscheidungskraft vermitteln, aber später mit bösen (schwarzen) Katern bezahlt werden muss.
Der Mittelweg wird als weis(e) bezeichnet, der Farbe von Heiligen und dem göttlichen Licht.

Hier ist ein englischer Artikel über den gleichen Aspekt im Kashmir Shaivism: the 3 godesses: Para, Apara and Parapara.

Es gibt zwei Wege die neutrale Weisheit zu erlangen:
Entweder durch absolute Widmung dem Göttlichen hin,
oder indem man sich energetisch ausbalanciert,
was ich in folgenden Artikeln beschreiben werde.

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